In Helga Kochs Arbeit verbinden sich malerische Sensibilität mit dem Bedürfnis nach Struktur und Ordnung.
In einer Serie von quadratischen Acrylbildern aus dem Jahr 2019 kombiniert sie waagrecht geschichtete Farbstreifen mit ovalen Formen, stark abstrahierten Anmutungen menschlicher Gesichter, die einen unvermittelt zu betrachten scheinen und in starkem Kontrast zum strengen (geometrischen) Bildaufbau stehen.
Die Farben, die in impressionstisch-pointilistischer Manier als schmale, senkrechte Streifen nebeneinander stehen und sich erst im Auge mischen, erzeugen im Betrachter von Bild zu Bild ganz unterschiedliche Empfindungen.
Die leeren „Gesichter“ werden gewissermaßen emotional aufgeladen und vermitteln dem Betrachter den Eindruck mit ganz unterschiedlichen Charakteren konfrontiert zu sein.
So suggerieren vibrierende Kalt-Warm-Verbindungen innere Unruhe, Spannung, ungebändigte Emotionalität, während andere, ruhigere Kombinationen (Farbverbindungen) den Eindruck von Stille, Gelassenheit und Flächigkeit vermitteln.
Souverän spielt Helga Koch mit den faszinierenden Möglichkeiten der Farbenlehre, der Wirkung von Farben auf die menschliche Psyche und stellt sie zugleich in strenge Ordnungssysteme.
Das Ergebnis sind intelligente, klangvolle, musikalisch-poetisch anmutende Bilder, in denen die abstrakte eigenständige Kraft der verwendeten Farben im Mittelpunkt steht und Gegenständlichkeit nur noch als ordnende Form und ferne Erinnerung an Abbildhaftes („Realität“) erscheint.
Durch sorgfältiges, langsames und konzentriertes Arbeiten entstehen stille, strenge und dennoch emotional aufgeladene Bilder.
In einer Serie neuerer Arbeiten scheinen sich parallel angeordnete Farbstreifen in eine Richtung zu bewegen.
Rhythmus und Struktur erinnern an die musikalische Form der Fuge.
Während in manchen Bildern die Farbflächen mit ähnlich hellen grauen Hintergründen interagieren, was zu fast impressionistisch anmutenden Farbeffekten führt, scheinen andere still und unverbunden vor den dunkleren Gründen (Flächen) zu schweben.
Ihrer scheinbaren Gegenstandslosigkeit zum Trotz sind die Arbeiten von der Schönheit und der geheimnisvollen Choreographie großer Heringsschwärme inspiriert.
Professor Jörg Bachhofer 2020